Ich bin stolz auf mich!

Ihr Lieben,

auf der Suche mit Herz, bedeutet gnadenlos ehrlich zu sein!

„Meine Stärken liegen vor allem im menschlichen Bereich!“, höre ich mich also im Vorstellungsgespräch sagen und klinge authentisch.

„Ach, einen Excel-Kurs haben sie auch, wie ich sehe.“, antwortet meine zukünftige Chefin und klingt begeistert.
Finde den Fehler, denke ich auf dem Weg nach Hause.

Am Montag soll ich ihr zu- oder absagen. Es ist halb 5 und schon fast dunkel. Prime time für meine Gedanken.
Woher weiß ich, ob es der richtige Job ist? Und warum ist das wichtig? Sollte es mir nicht darum gehen, meine Miete zu zahlen, um Raum für Kreativität zu haben?

Ja genau darum geht es, schreit mein Herz – das sich ausdrücken, kreativ sein, ein Ventil für den Weltschmerz braucht, den es den ganzen Tag aufsaugt wie ein Schwamm für überschäumende Gefühle.
Nein, es geht um Stabilität, ruft mein Kopf dazwischen – der sich sicher fühlen, Struktur, Planung und Gleichgewicht braucht, weil nur wenn er frei ist, dort Ideen entstehen.

Wenn sich zwei streiten, freut sich die Dritte, sagt meine Seele – die beide vereint sehen will.
Im Schaufenster für Vintage-Kleider blinkt ein Schild, das mir an diesem Tag wie ein Zeichen vorkommt: DU BIST GUT GENUG, steht da in roten, fetten Leuchtbuchstaben. Erleichtert atme ich auf.

Die Erinnerung kommt genau richtig. Schon zu oft war ich im falschen Job, mit den falschen Menschen, weil ich gut für andere sein wollte. Irgendwann hatte ich ganz vergessen, wann ich selbst mich gut genug fühle.
Dass meine Stärken etwas sind, das ich im Herzen fühle. Und nicht für ein Vorstellungsgespräch auswendig lernen sollte.

Meine Fähigkeiten, die Gott mir für dieses Leben mitgegeben hat, um die Welt ein bisschen schöner zu machen.
Die Vorstellung kreativ zu sein, zu schreiben, die Geschichten von Menschen zu erzählen, ihnen eine Freude zu machen – macht mich selbstbewusst. Weil es das ist, was ich kann.

Und ich begreife, dass der richtige Job deshalb so wichtig ist. Weil sich gut genug zu fühlen, das ist, was im Leben glücklich macht. Als ich zu Hause bin, schreibe ich meiner zukünftigen Chefin, dass sie es doch nicht wird. Ich brauche den Montag nicht. Die Zukunft ist jetzt.

„Ich will etwas machen, das mehr meinen Fähigkeiten entspricht.“, schreibe ich in die Mail und bin gnadenlos ehrlich. Zu ihr und zu mir. Eine gute Idee, sagt meine Seele. Und klingt stolz.

Deine L*