Ihr Lieben,
Ich kenne sie nur zu gut!
Diese Tage, an denen Kopf und Herz wie dunkle Wolken aufeinander knallen- und Gewitter im Herzen verursachen.
Dunkle Tage, an denen der Himmel nicht blau wird, kein Regenbogen in Sicht ist, und all die aufbauenden Motivationssprüche die Ecke in meinem Herzen nicht füllen.
„Lach doch mal!“, kommt mir wie ein Angriff vor. Die glücklichen Menschen auf Instagram auch. Sie leben in einer anderen Welt. Eine, die für andere bestimmt ist. Nicht für Mädchen wie mich – mit Gewitter im Herzen.
Aber wenn das stimmt, was ich da fühle: Wo ist dann unsere Welt? Wo sind wir zuhause, fühlen uns verstanden, an den Tagen, an denen sich die Wolken im Herzen nicht verziehen?
„Jeden Dienstagnachmittag freier Eintritt in der Akademie der Künste“, lese ich auf einem Plakat an unserem Schwarzen Brett im Kiez. Es hängt gleich neben dem kleinen Spree-Buchladen, der sonst meine Welt ist, wenn es gewittert. Ich gehe zu Fuß, schließlich ist nur in meinem Herzen schlechtes Wetter. Eine halbe Stunde später betrete ich die Akademie der Künste und spüre ihn schon beim Reinkommen, den Lichtblick in mir.
„Viel Spaß“, sagt die Kunststudentin an der Kasse und drückt mir mein Gratis-Ticket für die Fotoausstellung in die Hand. Ich gehe die Treppe rauf, öffne die schwere Glastür und betrete den dunklen Ausstellungsraum.
Die Spots sind nur auf die Bilder gerichtet, die gerade wichtig sind. Und ich spüre, dass es das ist, was mir an dunklen Tagen hilft: Mich auf das zu konzentrieren, das mir wirklich wichtig ist.
Energie zu sparen, das Licht auszulassen, den Spot nur auf die Bilder in meinem Herzen zu richten, die mir Kraft geben. Die ich wirklich sehen möchte. Ich tauche ein in die Welt der Fotografin, in die Geschichten, die ihre Bilder erzählen- und bin glücklich. Weil das erste Mal seit Tagen egal ist, ob das Gewitter noch da ist.
Als Kind hatte ich immer Angst vor dem Donner. Wenn es in der Ferne geblitzt hat, habe ich mich schnell unter dem Bett versteckt, weil ich den Krach im Himmel unheimlich fand. Ich gehe in den nächsten Raum. Dort bleibt mein Blick bei einem Bild von einer Frau hängen. Sie lächelt selbstbewusst in die Kamera und hält dabei einen gespitzten Bleistift in der Hand.
Verstecken gilt nicht mehr, denke ich. Ich bin jetzt erwachsen! Ich mache mein Wetter selbst.
Deine L*