Nichts ist nachhaltiger

Nichts ist nachhaltiger

„Nichts ist nachhaltiger“ Dieser Satz ploppt immer wieder bei mir auf, wenn ich auf das Thema Nachhaltigkeit stoße – und das ist ja quasi überall. Alles ist nachhaltig (oder will es sein) und wir sind ständig damit beschäftigt, unseren Lebensstil noch etwas grüner zu gestalten. Von der Wirtschaft werden wir dabei tatkräftig unterstützt. Sie bedient mit ökologisch und nachhaltig korrekten Produkten eine gut informierte und Lifestyle bewusste Zielgruppe, die gerne konsumiert. Da müssen neue Märkte geschaffen werden!

Vegane Salami & Co.

Und in dem Maße, wie immer mehr Konsumenten aus ethischen und ökologischen Gründen auf tierische Produkte verzichten, füllen sich die Regale der Öko-Supermärkte mit Ersatz. Neben Hackfleischersatz steht jetzt auch vegane Salami mit fragwürdigen Inhaltsstoffen. Ging vor ein paar Jahren wegen des sogenannten Analogkäses auf Pizzen noch ein Aufschrei durch die Tiefkühlabteilung, lässt sich dieser als veganer Käse heute gut und teuer verkaufen. Und auch bei Sojaprodukten ist der Anbau ökologisch gesehen mehr als fragwürdig. Die Flächenexpansion für Sojabohnenfelder frisst in Südamerika den Regenwald und nimmt damit Mensch und Tier ihren Lebensraum. Aber auch in Europa kommt es zu ökologischen Monokulturen durch große Sojaanbaugebiete (Quelle: superveganer.de)

Lifestylefaktor Öko-Label

Die neue Saison kommt und mit ihr die coolen Sneakers, die man schon immer haben wollte – natürlich von einer hippen Berliner Marke, die sich mit einer veganen Kollektion präsentiert. Also, her mit den neuen Tretern. Und die alten Sneaker, Sweater & Co.? Weg damit. Platz für Neues!

Und beim Thema Auto?

Elektroautos schonen die Umwelt, wenn man sie fährt. Die Herstellung allerdings hat enorme negative Auswirkungen auf die Umwelt: Die derzeit verwendeten Elektromotoren brauchen die sogenannten Seltenen Erden, etwa Neodym oder Dysprosium. Diese lassen sich nur schwierig gewinnen und verarbeiten und der Abbau schädigt die Umwelt massiv. Auch die Produktion und das Recycling der Batterien ist derzeit noch sehr problematisch. Beim Herstellungsprozess der Batterien, der rund 30 Prozent der Klimabilanz des Elektroautos ausmacht, wird extrem viel Energie verbraucht, zum Beispiel, um flüssige Werkstoffe auf Folie aufzubringen und zu trocknen.

Wir müssen unsere Marschrichtung ändern!

Und Kleinvieh macht auch Mist. Also lassen wir doch einfach mal das alte Auto in der Garage stehen und fahren eine Strecke mehr mit dem Fahrrad. Die Klamotten noch eine Saison länger tragen und mit anderen Sachen vom Kleiderkreisel kombinieren und Gemüse vom Bauern nebenan holen – damit unterstützen wir nicht nur die kleinen regionalen Höfe, das bringt einfach auch mehr Geschmack, ohne lange Transportwege.

Die Parabel von Tante Anna und Onkel Heinrich

In einer Zeit, in der wir alle etwas grüner sind und versuchen unseren CO2-Fußabdruck so gering, wie möglich zu halten, schreibt der Journalist Reinhard Mohr in der WELT AM SONNTAG (10.02.2019) ganz wunderbar über seine Tante Anna und Onkel Heinrich aus Frankfurt-Griesheim. Was die persönliche Ökobilanz anbelangt, wären sie einfach unschlagbar gewesen: Kamen sie sonntags zu Besuch, fuhren sie mit der Straßenbahn, brachten Schnittblumen aus dem eigenen Garten mit und tranken Filterkaffee aus den guten Porzellantassen. Nachher wurde der Kaffeesatz (bisweilen zweimal aufgebrüht) in Zeitungspapier gepackt und als Dünger wieder mitgenommen. „Ihr CO2-Fußabdruck hatte die Größe einer Zehenspitze“, schreibt Mohr.

Auch wenn Tante Anna und Onkel Heinrich vor 50 Jahren sicherlich nicht wussten, was ein CO2-Fußabdruck ist, so verkörpern Sie für mich mit Ihrem Lebensstil echte, gelebte Nachhaltigkeit. Eine etwas verstaubten, aus der Mode gekommenen Tugend bringt es ganz einfach auf den Punkt: Sparsam sein. Denn, nichts ist nachhaltiger.

Eure Nina

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