Wachstumsschmerzen – wie kann mein Herz an Krisen wachsen?

Ihr Lieben,

auf der Suche mit Herz zu sein, bedeutet auch, auf unbeliebte Gefühle zu treffen! Und auf Platz 1 des Gefühls-No-Gos ist wohl dieses: der allseits unbeliebte Schmerz. Obwohl er zweifelsfrei zum Leben gehört, wir sogar durch ihn zur Welt kommen, gehen in Herzen ganze Mauern hoch, wenn er zu nah kommt.

Und ich frage mich: Muss das sein? Können wir den Schmerz nicht auch für uns nutzen? Ist er nicht, wie jedes andere Gefühl, nur eine Information? Denn eines bedeutet auf der Suche mit Herz zu sein noch: Sich nicht damit abzufinden, dass Dinge schwierig sind. Mit einer gemischten Identität aus Deutsch und Arabisch, ist meine Seele einige schmerzhafte Erfahrungen gewöhnt. Meine Familie, meine Ahnen, wir alle, haben viel erlebt.

Besonders in den letzten Jahren hatte ich oft das Gefühl, dass der Schmerz der Welt, das Leid der Nachrichten, die mehr als schlimme Schlagzeilen bedeuteten, mich überrollten. Und ich verstand, was Schmerz unbeliebter als jedes andere Gefühl macht: Die Angst, dass die Dunkelheit für immer bleibt.

Vielleicht habe ich mich in Berlin deshalb gleich so zuhause gefühlt! Denn neben frei, im Wandel und verrückt- ist Berlin vor allem eins: schmerzerprobt. Noch heute, nach ganzen zehn Jahren in dieser Stadt, kann ich sie fühlen: die besondere Energie, die Menschen inspiriert, sich zu verändern!

Denn Berliner haben verstanden, was der einzige Weg ist, mit Krisen umzugehen: sich solange zu verändern, bis dein Leben sich wieder richtig anfühlt. Dass seinen eigenen Weg zu gehen, egal, was andere denken, das einzige ist, dass auch in der größten Dunkelheit, das Licht anknipst.

Ich weiß, dass es schon viele Kalendersprüche für schlimme Tage und Krisen gibt. Ich kenne sie alle! Aber hier noch eine Weisheit, die stimmt:

Die Nacht ist am Dunkelsten, kurz bevor die Sonne aufgeht.

Schuld & Verantwortung – Warum die Klimakrise uns alle etwas angeht

Jeder Text über Nachhaltigkeit, das Klima und die Klimakrise ist gleich: Am Anfang stehen ein paar Zahlen & Fakten, die uns beunruhigen sollen. Dann kommt ein Absatz darüber, wie wir es in den letzten 150 Jahren geschafft haben, diese 4,6 Milliarden Jahre alte Erde an ihre Grenzen zu bringen. Nach ca. 12 Zeilen Schuldbekenntnissen & Schuldzuweisungen kommt dann der Absatz, der uns die Hoffnung zurückgeben soll: “Aber, wir können das Ruder noch herumreißen!“ und am Schluss folgen ein paar hilfreiche Tipps & Tricks, wie wir es ganz einfach schaffen, alle zusammen diese Erde zu retten.

Versteht mich nicht falsch, ich habe auch schon mehrere dieser Texte geschrieben. Und ich glaube auch, dass sie etwas bewirken. Aber heute möchte ich über etwas anderes sprechen, nämlich über meine ganz persönliche Beziehung zum Thema Klimakrise.

Die Wahrheit ist unschön und auch nicht leicht auszusprechen: Ich bin 22 Jahre alt und ich habe mit der Katastrophe abgeschlossen. Ich weiß, dass es vielen Menschen in meinem Alter genauso geht. In Gesprächen mit Freunden und Freundinnen musste ich feststellen, wie resigniert meine Mitmenschen bezüglich dieses Themas wirklich sind. Ich spreche jetzt für eine generationsübergreifende Gruppe von Menschen, die seit langer Zeit regelmäßig mit dem Thema Klimakrise konfrontiert wird, sei es durch Nachrichten, durch Social Media, durch Gespräche und Diskussionen oder durch die direkten Folgen des Klimawandels vor ihrer eigenen Haustür. Menschen, die dieses Thema deshalb sehr ernst nehmen, aber leider, genau wie ich, immer häufiger denken: “Ich habe Angst. Angst, dass es bereits zu spät ist.”.

In meinem Leben ist die Klimakrise präsent. Und was dabei mitschwingt, ist ein Gefühl der Schuld. Aber kann man das wirklich so sagen? Bin ich – sind wir – Schuld am Klimawandel?

Eine einfache Antwort darauf kann ich leider nicht geben. Aber ich kann versuchen, es ein wenig aufzudröseln, um vielleicht doch noch eine neue Sichtweise auf den Klimawandel zu geben. Es gibt nämlich einen großen Unterschied zwischen dem Begriff “Schuld” und dem Begriff “Verantwortung”. So kommt es leider im Leben immer häufiger dazu, dass wir für etwas die Verantwortung übernehmen müssen, obwohl wir keine Schuld tragen. Das passiert im Alltag ganz schnell: Eine Arbeitskollegin vergisst vor ihrem Urlaub etwas, was dann jemand anderes erledigen muss.

Ein Kind macht etwas kaputt, was dann jemand anderes aufräumen muss. Vielleicht hebt man auch ab und zu Müll auf der Straße auf, den man dort nicht selber hinterlassen hat. Im Endeffekt ist es beim Klimawandel genau
dasselbe. Nur dass es wirklich enorm viel Müll ist und die Straße für den Planeten steht, auf dem wir leben.

Ich persönlich fühle mich oft schuldig. Und dann versuche ich mich zu berichtigen: Ich trage keine Schuld dafür, was bis jetzt mit der Erde passiert ist – aber ich trage die Verantwortung dafür, wie es mit der Erde weitergeht. Und diese Erkenntnis ist essenziell.

Denn diese Verantwortung teilen sich alle Menschen auf der Welt. Und es ist so einfach, sich dieser Verantwortung zu entziehen – zumindest, wenn man das Privileg hat, die direkten Folgen der Klimakrise noch nicht zu bemerken. Es ist so einfach, die Augen vor dem Offensichtlichen zu verschließen und es ist noch einfacher, die Schuld ganz von sich selbst, aber dafür auf andere zu lenken.

Wie oft habe ich schon diesen Satz gehört: “Ich sehe nicht ein, mein Leben jetzt zu ändern, ich bin doch nicht schuld am Klimawandel!” – Und es stimmt. Vermutlich lässt sich die “Schuld” am Klimawandel auf zwei Hände voll lebender Menschen aufteilen und viele weitere sind bereits verstorben. Aber genau darum geht es eben nicht beim Thema Klimakrise.

Wir müssen endlich aufhören, uns darüber zu streiten, wer Schuld hat und wer nicht. Wir müssen erkennen, dass wir alle verantwortlich sind. Auch, wenn es vielleicht unfair ist. Jeder Mensch auf der Erde ist verantwortlich für die Gegenwart und die Zukunft des Planeten. Ich verstehe, dass die Vorstellung von dem, was in den nächsten 100 Jahren mit dem Planeten passieren könnte, eine Ohnmacht hervorrufen kann. Oder eine Frustration, oder einfach Angst.

Aber die Sache mit der Verantwortung ist, dass wir uns dieser nicht einfach entziehen können. Anders als bei der Schuldfrage ist das Problem damit für uns nämlich nicht gelöst. Früher oder später wird jemand für diese Krise Verantwortung übernehmen. Und wir haben jetzt noch die Chance, darüber zu entscheiden, wie das aussehen wird.