In die Kirche gehen nur Oma und Opa?

Was junge Menschen heute zum Glauben bringt.

Heute möchte ich mit einem Klischee ins Gericht gehen: Dem Klischee, dass der Glaube immer älter wird. Und zwar im übertragenen Sinne. Wenn ich an einen normalen Gottesdienst oder einen Kirchenchor denke, kommen mir aus irgendeinem Grund meist nur ältere Personen in den Sinn. Dass das ein Trugschluss ist, zeigt sich nicht nur in meinem
Freundeskreis, sondern auch ganz offiziell: So zählt die KjG bundesweit ca. 90.000 und die aej sogar 1,35 Millionen Mitglieder. Grundsätzlich gibt es in der Kirche in Deutschland zwar schon mehr Menschen über 60 als unter 30, allerdings deckt sich das ungefähr mit dem generellen Alter der Bevölkerung.

Ich habe mich gefragt, woher denn dann dieser Trugschluss kommt. Schließlich polarisieren gerade Ereignisse wie der Kirchentag oder das Christival, bei denen vorrangig junge Menschen anwesend sind. Allerdings beißt sich dieses Bild etwas mit der Repräsentation der Kirche in den Medien. Zwischen Papst, Bischöfen und Kardinälen verschwinden junge Gesichter fast vollständig. Also habe ich mich auf die Suche nach jungen Menschen begeben, die stolz darauf sind, ein Teil der Kirche zu sein. Ich habe sie gefragt, was Glaube für sie bedeutet. Und es ist wenig überraschend, dass die Antworten mit dem Alter der Befragten überhaupt nichts zu tun haben.

Wie bist du zum Glauben gekommen?

Sarah (17):
Ich bin zum Glauben gekommen, als ich meine Konfirmation gemacht habe. Da habe ich mich das erste mal genauer mit dem Thema befasst. Anschließend bin ich auf Veranstaltungen wie Willow Creek gegangen, wo ich selbst Erfahrungen gesammelt habe, die mich an Gott glauben ließen. Einfach die Erfahrung, die man dort gemacht hat – Ich kann das gar nicht beschreiben, es war einzigartig.

Angi (14):
Ich habe von Freund*innen erfahren, dass es ihnen mental geholfen hat, an Gott zu glauben.
Deswegen habe ich angefangen, mich mehr mit Gott zu beschäftigen.

Wie lebst du deinen Glauben?

Luca (17):
Ich versuche die christlichen Werte in meinen Lebensalltag mit einzubeziehen, indem ich mal jemandem helfe und mit ihm/ihr rede, wenn er/sie Probleme hat oder auch kleinere Aktionen wie beim Tragen helfen. Ich versuche auch immer eine positive Einstellung gegenüber Menschen zu haben und mich mit ihnen zu verstehen. Meinen Glauben an Gott lebe ich auch durch Gebete am Tisch oder vor dem Schlafen gehen, dort kann man sich mit ihm unterhalten oder sich bei ihm bedanken.

Tina (25):
Ich lebe den Glauben vor allem durch die KjG. In gewisser Weise hat dieser Glaube uns alle zusammengebracht. Und dafür bin ich mehr als dankbar. Ab und an hilft mir ein stilles Gebet am Abend Kraft zu tanken und meinen Tag ruhig abzuschließen.

Was macht Glauben für dich aus?

Fine (20):
Für mich ist der Glauben vor allem die Hoffnung, dass es etwas Größeres gibt, was uns einen Erklärungsansatz dafür gibt, wofür wir noch keine Erklärungen haben. Außerdem spendet er mir Trost. Die Gemeinde gibt mir auch immer das Gefühl, aufgenommen zu werden.

Sarah (17):
Glaube macht für mich ganz viele verschiedene Dinge aus. Dadurch dass man eine Gemeinschaft hat, die die gleichen Werte und eben den gleichen Glauben teilt, entsteht ein Gefühl der Geborgenheit, was für mich ein großer Aspekt ist. Glaube ist aber auch etwas ganz Persönliches, was jeder anders fühlt, weil jeder seine eigene Beziehung zu Gott aufbaut und sie anders wahrnimmt. Für mich bedeutet Glaube zum Beispiel häufig Preisen durch den Gesang, weil ich so das Gefühl habe, Gott nah zu sein.

Ich finde, die Antworten sind wirklich schön und inspirierend. Und außerdem zeigen sie:
Nein, in die Kirche gehen nicht nur Oma & Opa! Die Kirche ist ein Ort für alle, egal ob jung oder alt.

Gewitter im Herzen – wie gehe ich mit schlechten Tagen um?

Ihr Lieben,

Ich kenne sie nur zu gut!

Diese Tage, an denen Kopf und Herz wie dunkle Wolken aufeinander knallen- und Gewitter im Herzen verursachen.
Dunkle Tage, an denen der Himmel nicht blau wird, kein Regenbogen in Sicht ist, und all die aufbauenden Motivationssprüche die Ecke in meinem Herzen nicht füllen.

„Lach doch mal!“, kommt mir wie ein Angriff vor. Die glücklichen Menschen auf Instagram auch. Sie leben in einer anderen Welt. Eine, die für andere bestimmt ist. Nicht für Mädchen wie mich – mit Gewitter im Herzen.
Aber wenn das stimmt, was ich da fühle: Wo ist dann unsere Welt? Wo sind wir zuhause, fühlen uns verstanden, an den Tagen, an denen sich die Wolken im Herzen nicht verziehen?

„Jeden Dienstagnachmittag freier Eintritt in der Akademie der Künste“, lese ich auf einem Plakat an unserem Schwarzen Brett im Kiez. Es hängt gleich neben dem kleinen Spree-Buchladen, der sonst meine Welt ist, wenn es gewittert. Ich gehe zu Fuß, schließlich ist nur in meinem Herzen schlechtes Wetter. Eine halbe Stunde später betrete ich die Akademie der Künste und spüre ihn schon beim Reinkommen, den Lichtblick in mir.

„Viel Spaß“, sagt die Kunststudentin an der Kasse und drückt mir mein Gratis-Ticket für die Fotoausstellung in die Hand. Ich gehe die Treppe rauf, öffne die schwere Glastür und betrete den dunklen Ausstellungsraum.
Die Spots sind nur auf die Bilder gerichtet, die gerade wichtig sind. Und ich spüre, dass es das ist, was mir an dunklen Tagen hilft: Mich auf das zu konzentrieren, das mir wirklich wichtig ist.

Energie zu sparen, das Licht auszulassen, den Spot nur auf die Bilder in meinem Herzen zu richten, die mir Kraft geben. Die ich wirklich sehen möchte. Ich tauche ein in die Welt der Fotografin, in die Geschichten, die ihre Bilder erzählen- und bin glücklich. Weil das erste Mal seit Tagen egal ist, ob das Gewitter noch da ist.

Als Kind hatte ich immer Angst vor dem Donner. Wenn es in der Ferne geblitzt hat, habe ich mich schnell unter dem Bett versteckt, weil ich den Krach im Himmel unheimlich fand. Ich gehe in den nächsten Raum. Dort bleibt mein Blick bei einem Bild von einer Frau hängen. Sie lächelt selbstbewusst in die Kamera und hält dabei einen gespitzten Bleistift in der Hand.

Verstecken gilt nicht mehr, denke ich. Ich bin jetzt erwachsen! Ich mache mein Wetter selbst.

Deine L*